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Selbsthilfegruppe – Pflicht oder Kür?

Hin und wieder kochen bestimmte Themen ein wenig hoch.
Derzeit also wieder, wo chirurgische Adipositas-Zentren eine bariatrische Intervention ablehnen oder Krankenkassen sich weigern, die Kosten zu decken, weil es keine Bescheinigung über den Besuch einer Selbsthilfegruppe gibt.

Dann lasse ich meiner Arroganz freien Lauf und nehme an, dies den betroffenen Zentren und Krankenkassen zu erklären.

Die S3-Richtlinie „Prävention und Therapie von Fettleibigkeit“ enthält derzeit keine Empfehlungen oder Richtlinien für die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe.
Die S3-Richtlinie „Chirurgie von Fettleibigkeit und Stoffwechselkrankheiten“ betont die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen bei der „Nachsorge“.

Nur auf Seite 124 der chirurgischen S3-Richtlinie ist dies der Fall

„Im Interesse einer besseren Patientenaufklärung sollte der Kontakt zur Selbsthilfegruppe bereits vor der Operation empfohlen werden.“

Ansonsten gibt es absolut nichts über einen möglichen Pflichtbesuch bei einer Selbsthilfegruppe. Dies würde auch den Grundsätzen der Selbsthilfe eindeutig widersprechen.

Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe ist IMMER freiwillig und beinhaltet keine Verpflichtungen.

Ein Adipositas-Zentrum oder eine Krankenkasse, die ein solches Zertifikat benötigt, handelt einfach nicht im Sinne der Richtlinien und auch nicht im Sinne der Selbsthilfe!

Niemand darf gewzunngen sein eine Bescheinigung über die Teilnahme an Selbsthilfegruppen vorzulegen. Eine Selbsthilfegruppe ist auch ein Ort, an dem wir Datenschutz und Anonymität gewährleisten wollen.

Kennt jemand jemanden, der an Diabetes leidet und nur dann eine Therapie erhält, wenn er zu einer Selbsthilfegruppe geht und diese Besuche auch nachweisen kann?

Liebe Leiter von Adipositas-Selbsthilfegruppen. Macht Euch gerade auf und lasst Euch von niemandem etwas sagen, das falsch ist, und nehmt Euch sich eine Minute Zeit, um darüber nachzudenken, wer von wem abhängig ist und wer letztendlich wen braucht 😉

Ich kann Euch folgende Website wärmstens  empfehlen.“Selbsthilfe bestimmt selbst“
https://www.selbsthilfe-bestimmt-selbst.de/

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5 Kommentare

  1. Elke Redeker Elke Redeker 22. September 2020

    Sehr gut Michael. Es gibt keine Pflicht. Eine Empfehlung, eine SHG zu besuchen finde ich immer gut und es ist auch zu merken, wie gut die Betroffenen davon profitieren. Dort kommt ein meist guter Austausch zustande , Eine Bestätigung über die Teilnahme an der SHG wird von mir nicht ausgestellt und eine Nachfrage dazu gab es auch ewig nicht.

  2. Ina Ina 6. November 2020

    Hallo Elke,
    die SHG ist Coronabedingt nicht zufällig digital? *g

    Denn genau das suche ich. Eine SHG fernab der ^Jeder ist anwesend weil er die vom Zentrum geförderte Anwesenheitsbescheinigung für den Antrag seiner bariatrischen OP braucht^ und auch fernab von ^SHG=Infoseminar zur Antragstellung, Formularen und Fragen zur OP und der Zeit danach^

    Danke Micha, ohne deinen Beitrag hätte ich wohl weiterhin geglaubt, dass die SHGs zum Thema Adipositas genau solche verpflichtenden Vor-OP und Nach-OP Veranstaltungen der Adipositaszentren sind, wo ein „Nicht-OP“ler wie ich einfach nicht reinpasst.

    Ihr habt nicht zufällig nen Tipp wie ich in NRW in meiner Nähe eine echte SHG finde/rausfilter?

    • Micha Micha Autor des Beitrages | 6. November 2020

      Hi Ina … wo in NRW denn? Ist ja etwas weitläufiger

  3. Bernd holle Bernd holle 31. Juli 2025

    Danke für deine netten Worte hier mal mein Leidensweg

    ich habe im Januar Kontakt mit dem Adipositas-Zentrum in Brake aufgenommen, um eine bariatrische Operation durchführen zu lassen. Im Rahmen der vorbereitenden Maßnahmen wurde mir mitgeteilt, dass ich unter anderem an sechs Terminen einer Selbsthilfegruppe teilnehmen muss, da dies Voraussetzung für die Bewilligung der Operation durch die Krankenkasse sei.

    Ich habe mich daraufhin eigenständig um eine passende Selbsthilfegruppe bemüht und eine entsprechende Gruppe gefunden. Leider finden die Treffen dieser Gruppe jedoch nur einmal im Monat statt. Einmal konnte ich aus beruflichen Gründen nicht teilnehmen, zwei weitere Termine sind ausgefallen. Somit hätte ich – trotz aller Bemühungen und Eigeninitiative – noch vier weitere Monate auf die Erfüllung dieser Vorgabe warten müssen.

    Dies empfand ich als unzumutbar, insbesondere vor dem Hintergrund, dass ich alle weiteren Auflagen bereits vollständig erfüllt hatte, darunter:

    psychologisches Gutachten

    mehrmonatige Ernährungsberatung

    ärztliche Dokumentationen

    Daher habe ich mich nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, die Operation im Ausland durchführen zu lassen. Innerhalb von weniger als drei Wochen konnte dort alles Notwendige organisiert und die Operation erfolgreich durchgeführt werden.

    Ich hoffe auf Ihr Verständnis für diese Entscheidung, die ich nicht leichtfertig

    • Micha Micha Autor des Beitrages | 6. August 2025

      Hallo Bernd,
      schade, dass die Erfahrung machen musstest. Der Besuch einer Selbsthilfegruppe ist keine Pflicht bzw. Voraussetzung für eine OP.
      Gruß
      Micha

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