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Die Schuld der Dicken am Medikamentenmangel

oder wie man zwei Patientengruppen gegeneinander versucht auszuspielen

Der Hintergrund

In den vergangenen Monaten war die Versorgung von Menschen mit Diabetes mit dem wichtigen Medikament Ozempic teilweise sehr schwierig. Lieferschwierigkeiten und Nichtverfügbarkeiten brachten die Menschen echt in die Bredouille und sie waren zurecht echt sauer.
Doch wer hat Schuld an der Misere?

Lange habe ich überlegt ob ich was dazu schreiben soll. Immer wieder habe ich mich geärgert, wenn es um Schuldzuweisungen ging. Am Ende waren immer die Dicken schuld, die doch eigentlich nur weniger essen und sich mehr bewegen müssten um Gewicht zu verlieren.

Ok … also jetzt wieder in nett 😉

Wie es begann

Dass man mit Semaglutid Gewicht verlieren kann, war eigentlich shcon länger bekannt. Aber erst ein Post von Elon Musk am 01.10.22 startete den Hype richtig

Bild des Postings auf X von Elon Musk wo er sich zu Wegovy bekannte

Und schwupps starteten auf TikTok Abnehm Challanges. Der Run auf Semaglutid startete in den USA und schwappte über den Teich zu uns. Irgenwelche Influencer waren stolz, dass sie 3 kg abnehmen konnten.

Die Abnehmspritze

war auf einmal in aller Munde. Die Medien berichteten mehr schlecht als recht und häufig mit wenig ordentlichem Hintergrund über dieses „Wundermittel“. Es wurde suggeriert, dass man damit „das Fett wegspritzen“ kann. Für mich war die Berichterstattung eine Katrastrophe. Dazu später mehr.

Hoffnung für Menschen mit Adipositas

weckt der Wirkstoff Semaglutid zu Recht. Ebenso wie Tirzepatid, welches in Studien noch bessere Ergebnisse liefert.
Warum Hoffnung für Menschen mit Adipositas? Weil damit endlich eine Lücke geschlossen wird. Die Lücke zwischen „mach mal ne Ernährungsberatung und geh zum Sport“ und „Da hilft nur noch eine OP“. Es ist ein weiterer Baustein im Patientenpfad.

Das Medikament setzt an Hormonen und am Stoffwechsel an.

Dummerweise wird das Medikament nicht durch die Krankenkassen erstattet, weil Adipositas ja eine Lifestyle-Erkrankung ist. Und diese Begrifflichkeit ist in Deutschland so extrem stigmabehaftet. Was aber nicht die Schuld der Krankenkassen ist. Es ist eine gesetzliche Regelung an die sich aus Gründen der Kosten und möglicherweise aus Vorurteilen niemand rantraut.

Kein Mensch wählt freiwillig seinen Lebensstil so, dass er auf einmal 50 oder 60 Kilo Übergewicht hat. Oder glaubst ich sehe gerne so aus und setze Lebensjahre aufs Spiel?

Wo bekommen die Leute das Zeugs also her?

Ja, es gibt einen Schwarzmarkt wo man das Medikament zu kaufen bekommt. Die Masse aber lief über Privatrezepte im sogennannten Off-Label-Use. Wegovy war nicht verfügbar, also hat man sich Ozempic bedient.
Dass Menschen zum Arzt gehen und sich ein wirksames Medikament verschreiben lassen wollen ist die eine Seite. Man darf aber auch nicht vergessen, dass es Behandler und Behandlerinnen gibt, die diese Privatrezepte ausstellen.
Die Kosten können sich pro Monat, je nach Dosierung, zwischen 180€ und 300 € bewegen.

Oft von Ärzten verschrieben

Die meisten erhalten das Medikament von Ihren Ärzten. Und oft auch ohne die Infos aus den Fachinformationen und den Empfehlungen / Einschleusung zur begleitenden Therapie.

Nur in Kombination

mit einer sogenannten Lebensstilintervention soll das Medikament eingesetzt werden. Daran krankt doch das ganze System. Wir denken wir verschreiben eine Pille oder eine Spritze und fertig.

Bild eines Beitrags von buten und binnen

Quelle:
https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/ozempic-mangel-diabetes-abnehmen-100.html

Ohne begleitende Ernährungsberatung durch Ernährungsfachkräfte, der Steigerung der Alltagsaktivität und vor allem anständiger Voruntersuchung zu den Ursachen des Übergewichts / der Adipositas ist das doch alles Bullshit und nicht zielführend.

Die Schuldfrage

Und am schlimmsten ist dann die Berichterstattung. Da werden Menschen mit Diabetes gefragt, was sie davon halten, dass „ihr“ Medikament als Abnehmspritze mißbraucht wird.

Was erwartet man denn da für Antworten?
Man spielt bewusst zwei Patientengruppen mit chronischen Erkrankungen gegeneinander aus anstatt richtig aufzuklären und zu fragen, warum so viele Privatrezepte ausgestellt werden?
Und am Ende lassen sich manche Organisationen in Statements dazu hinreissen, auf diesen Zug aufzuspringen.

Wer ist schuld? Natürlich die Dicken

Am Ende besteht der Mangel an Semaglutid noch immer. So ist dies aktuell auf der Seite BfArM zu sehen. Aktuell liegen übrigens 494 Lieferengpassmeldungen beim BfArM vor.

Übersicht der vom BfArM gemeldeten Engpässe bei Semaglutid



Welche Gründe für den Mangel könnte es noch geben?

Da hätten wir das finanzielle Thema. In Deutschland ist der Medikamentenmarkt nicht ganz so schick, wie z.B. in den USA.
Während wir in Deutschland für die 2,4 mg Semaglutid Dosierung uns vielleicht bei 250-300 € bewegen, werden in den USA hier bis zu 1.350 $ aufgerufen.
Welchen Markt würdet Ihr vorrangig bedienen?

Wie man dies künftig vermeiden kann?

Pff .. gute Frage. Ich habe keine Ahnung. Vielleicht indem man den Bedarf an Medikamenten zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 verringert? Hä? Wie das gehen soll?
Mit anständiger Prävention und Therapie der Adipositas, ordentlicher Gesetzgebung, die die Massen an Zucker in Lebensmitteln verbietet oder extra besteuert, die DMP so ausgestaltet, dass sie sich nicht auf eine Schulung und ansonsten auf Patientenverwaltung beschränkt, Ernährungsberatung durch Fachkräfte evaluieren und in den Heilmittelkatalog aufnimmt, die Liste könnt Ihr gerne erweitern.

Das Wissen ist da .. nur vor der Umsetzung haben alle Angst.

Weisst was das kostet?

Ja klar kostet das Geld. Spart aber viel Geld in der Zukunft bei der Behandlung der zahlreichen Folgeerkrankungen, bringt den Menschen Lebenszeit, weil sie nicht durch Herz-Krieislauf Erkrankungen das Rentensystem frühzeitg entlasten, möglicherweise länger arbeiten können und so den Fachkräftemangel etwas abschwächen können und weiter Geld in die Sozialkassen bringen.

Aber ich schweife schon wieder ab.

Mein großer Wunsch ist,

dass sich künftig Patientengruppen nicht gegenseitig ausspielen lassen und sich gegenseitig die Schuld zuschieben. Lieber gemeinsam agieren.

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3 Kommentare

  1. Ingrid Diekmann- Vemmer Ingrid Diekmann- Vemmer 17. Januar 2024

    Da hast du wahre Worte gefunden. Klasse! Hoffentlich bewirken sie etwas!

  2. Susanne Susanne 17. Januar 2024

    Wieder mal gute Gedanken. Welche Gruppe auch mal ins Visier genommen werden sollte sind die Influencer und Promis (s. Elon Musk), die sich dises Medikament über dubiose Kanäle besorgen und es den Patienten wegnehmen. Es scheint ja wohl Menschen zu geben, die ihre Badehosen -oder Bikinifigur erreichen möchten und sich dieses Medikaments bedienen. Für mich ein absolutes No Go.

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