Prävention ist ein Schlüssel um unsere Gesundheit so lange als möglich zu erhalten und um die Gesundheitskosten langfristig zu entlasten. Das ganze ist gut gedacht und doch problematisch. Es funktioniert nicht wirklich.
Welche Formen der Prävention gibt es?
Man unterscheidet zwei Arten der Prävention. Die Verhältnisprävention und die Verhaltensprävention.
Verhältnisprävention
Bei der Verhältnisprävention geht es um die Verhältnisse in denen wir leben. Es sind die Rahmenbedingungen die durch verschiedene Akteure geschaffen werden.
So wäre zum Beispiel eine Zuckersteuer, die am Ende dazu führt, dass z.B. Softdrinks weniger Zucker enthalten, eine Verhältnisprävention.
Das Verbot von Cannabis-Verkauf im Umkreis von Schulen ist ebenfalls eine Verhältnisprävention. Genauso wären Vorgaben für Essen in Kindergärten und Schulen in diesem Kontext. Nicht zu vergessen, die Werbeverbote für Tabak, Alkohol oder ungesunde Lebensmittel, die auf Kinder abzielen.
Kritiker kommen mit der alten Diskussion von „Verbotspolitik“ und dem „mündigen Bürger“ um die Ecke. Dieser Logik folgend könnte man das Strafgesetzbuch ja auch fallen lassen.
Zumal wir als Bürgerinnen und Bürger oftmals gar keine wirkliche Chance haben uns zu entscheiden. Ganz zu schweigen von den Kindern.
Verhaltensprävention
Die Verhaltensprävention ist das Schwert was immer hochgehalten wird. Jeder von uns soll für sich selbst sorgen. In der Verhaltensprävention geht es darum, dass wir unser Verhalten ändern.
So z.B. bei Themen wie Ernährung, Bewegung, Stressabbau usw.
In der Verhaltensprävention gibt es viele Angebote, die von den Kassen finanziert bzw. bezuschusst werden. Auch sind hier oftmals Bonusprogramme mit verknüpft. Die Krankenkassen sind nach §20 SGB V hierzu verpflichtet und investieren jährlich mehrere Millionen in die Prävention.
Die gesundheitliche Situation der Menschen in Deutschland verbessert sich allerdings nicht.
Das Problem der Verhaltensprävention ist, dass diese meistens von gesunden Menschen genutzt werden und nicht von denen, die auch akut profitieren würden.
Warum nutzen so wenige Präventionsangebote?
Das ist – so glaube ich – ein ganz schwieriges Thema. Vermutlich sind es hier viele Ursachen, die zusammenkommen.
- Viele wissen gar nicht, dass es solche Angebote gibt
- Man sieht den Mehrwert für sich nicht, weil man vielleicht im Moment keine Probleme hat
- Für manche Angebote gibt es Zuzahlungshürden, wie z.B. bei der Ernährungsberatung bei der Adipositas
- Viele Hausarztpraxen beraten nicht zu Präventionsangeboten, weil es hierfür keine Vergütung gibt. So zumindest auch die Aussagen von niedergelassenen Mediziner:innen.
Für viele Krankheitsbilder ein Problem
Die mangelhafte Prävention wirkt sich immer mehr auf die steigenden Zahlen verschiedener chronischer Erkrankungen, wie z.B. Adipositas und Diabetes Typ 2 aus.
Wir können auch nicht immer nur auf die Verhaltensprävention verweisen. Auch der Staat muss seiner Verantwortung in der Verhältnisprävention gerecht werden.
Die Hausarztpraxen dürften hier auch ein wenig aktiver werden. Wie oft hört man, dass die Versorgung der Patienten in Gefahr ist und dass man ja nur an die Patienten denken würde. Wenn es denn auch vergütet wird.
Warum startet man nicht über die BZgA eine ordentliche Präventionskampagne?
Präklinische und Klinische Adipositas
Wie ich im letzten Beitrag schon geschrieben habe, hat eine Expertenkomission eine Art Neudefinition in der Behandlungswürdigkeit der Adipositas vorgeschlagen.
So könnte man interpretieren, dass mit einem BMI von 38 kg/m² lediglich eine präklinische Adipositas vorliegt und im schlimmsten Fall nur Präventionsansätze zum tragen kommen.
Wir Betroffenen wären also noch schlechter gestellt als jetzt.
Oder es läuft wie den Voraussetzungen für die bariatrische Chirurgie. Wir warten bis wir den BMI 40 erreicht haben um eine wirksame Therapie zu erhalten.
Also was tun?
Wie oben erwähnt, bräuchten wir eine ordentliche Aufklärungskampagne zu den Angeboten. Man kann sich seitens der Politik aber auch nicht immer hinter den Krankenkassen verstecken und sagen „Das müssen die machen!“
Nein, lieber Staat. Auch Du darfst Deinen Teil dazu beitragen und nicht vor der Lobby der Lebensmittel- oder Werbeindustrie zurückschrecken. Macht Euch mal gerade.
Alle sollten hier die Werbetrommel rühren, Präventionsangebote sollten offensiver beworben werden und – da packe ich mir natürlich selbst an die Nase – andere informieren und überzeugen, dass es eine gute Sache ist.



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