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Die Neudefinition der Adipositas?

Der BMI ist nicht alles, war ein alter Beitrag von mir. Wir brauchen eine Neudefinition der Adipositas hört man seit Jahren aus Fachkreisen.

Der Spiegel titelte diese Woche „Wer künftig als krankhaft übergewichtig gilt“. Leider hinter einer Bezahlschranke.

Eine Gruppe von Experten hat nun im Lancet einen Artikel mit neuen Gedankenansätzen veröffentlicht, der mehr auf den Krankheitswert und auf die möglichen Konsequenzen abzielt.

76 Fachgesellschaften und Organisationen haben die Ergebnisse der Expertenkommission mitgetragen. Interessant ist, dass sich hierbei keine deutsche Fachgesellschaft oder Organisation befand.

Worum geht es bei der Neudefinition der Adipositas?

Im wesentlichen geht es darum, ab wann eine klinische, behandlungsbedürftige Adipositas vorliegt. Der BMI alleine gibt ja auch nur einen Überblick über die Körpermasse im Vergleich zur Körpergröße.
Ihr kennt die Argumente, wenn Bodybuilder als Beispiel genannt werden.

Seit Jahren fordern neben den Fachgesellschaften auch Patientenorganisationen bessere Definitionen. Gute und einfache Hilfsmittel gibt es einige:

  1. Der Bauchumfang
    Wird als problematisch angesehen, wenn er bei Männern über 102 cm und bei Frauen über 88 cm beträgt.
  2. Die Waist-to-Hip Ration -> hier wird der Taillenumfang durch die Körpergrößte geteilt.
    Der Wert gibt das gesundheitliche Risiko an.
    > 0,90 bei Männern
    > 0,85 bei Frauen
  3. Waist -to-Height Ration -> hier wird der Bauchumfang durch die Körpergröße geteilt
    > 0,50 ist hier der aktuelle „Grenzwert“.

Detailliertere Angaben mit der BIA Messung

Etwas umfangreicher ist die Untersuchung mit einer BIA Messung, bei der die Körperzusammensetzung berechnet und wird.
Auch hier hatte ich schon einen Beitrag geschrieben.

Was wird denn nun vorgeschlagen bei der Neudefinition?

Ich hatte tatsächlich etwas an den EOSS gedacht, der von der kanadischen Adipositas Gesellschaft veröffentlicht wurde.
In dem Papier, welches im Lancet veröffentlicht wurde, geht es im Wesentlichen um die Unterscheidung ob ein Mensch mit einem BMI von z.B. 33 kg/m² ohne weitere Risiken, schon eine krankhafte Adipositas „besitzt“ und das volle Programm an Therapien erhalten soll oder ob möglicherweise präventive Ansätze ausreichen.

Wie Ihr in der Grafik erkennen könnt, werden hier Parameter wie „Fettmasse“, „Muskelmasse“ und „Anzeichen und Symptome“ für künftige Folgeerkrankungen erfasst.
Psychische Erkrankungen wurden in den Beispielen leider nicht genannt. Oder medikamentös indizierte Adipositas.

Wie soll die Adipositas künftig behandelt werden.

DAS ist dann die entscheidende Frage, die gut gemeint beantwortet wurde. Ich aber ziemlich sicher bin, dass dies so nicht geschehen wird. Warum? Ein Blick auf die Grafik gibt Aufschluss

Bei Management steht, dass dieser Behandlungsansatz eine evidenzbasierte, personalisierte Prävention und Behandlung unterstützt und eine effiziente und kostengünstigere Nutzung der Ressourcen gewährleisten soll / kann.

Wenn ich also nun mit einem BMI 38, übermäßig Fett in meiner Körperzusammensetzung habe, mein Muskelanteil normal oder niedrig ist, ich aber anscheinend keine Anzeichen für zum Diabetes oder sonstiges, dann erhalte ich lediglich eine Prävention. Das ist jetzt vielleicht etwas überspitzt ausgedrückt. Denn diese Kommision hat natürlich einige Komorbiditäten und Beeinträchtigungen aufgezeigt, die in das clinical obesity managment fallen. So, z.B. auch Atembeschwerden usw.
Und .. das ist ganz wichtig. Wenn ich es richtig verstanden habe, wird ab einem BMI von 40 prinzipiell eine klinische Adipositas angenommen.

Was ist die Gefahr?

Die Gefahr ist meiner Meinung nach, dass eine schlechte Anamnese zu einer fehlerhaften Einstufung führt und dass wir künftig zu spät in die Therapie einsteigen.Noch später als jetzt schon.
Auch, dass auf personalisierte Prävention und Therapie gesetzt wird, wird allen, die sich in der Thematik bewegen eher ein verzweifeltes Lächeln auf das Gesicht zaubern. Ich wünsche mir auch ein Einhorn.
Zumal auch das Thema „Kosten“ angesprochen wird. Am Ende verlagern wir Kosten nur auf einen späteren Zeitpunkt.

Wird jetzt alles neu definiert?

Nein, sicher nicht. Bevor dies alles in unser Gesundheitswesen Einzug hält, muss im ersten Schritt die Fachgesellschaft ihre Leitlinien anpassen. Die letzte Überarbeitung ähnelte vom Zeitansatz schon einem Turmbau zu Babel. Oder wer nicht Bibelfest ist. Flughafen Berlin bzw. Stuttgart21.
Dann müssen Präventionsgesetze, Behandlungskonzepte, DMP usw. überarbeitet werden.
Ich bin jetzt 54…. Ihr wisst was ich sagen möchte.

Mein Fazit

Prinzipiell finde ich gut, dass die Diskussion um Krankheitswert, Krankheitslast und Behandlungsbedürftigkeit weiter Fahrt aufnimmt.
Auch finde ich gut, dass man neue Ansätze reinbringt, die sicherlich noch weiter diskutiert und präzisiert werden müssen und auch können.
Im Moment und in den kommenden Jahren wird sich allerdings nicht viel ändern. Und wenn doch bin ich nicht böse drum.

Wie ist Eure Meinung?

Wird es Zeit sich vom BMI zu verabschieden? Wie würdet Ihr die Krankheit Adipositas einstufen?

Hier gehts zum vollständigen Artikel
Mit einem Online-Übersetzungsprogramm könnt Ihr die Seite auch auf Deutsch lesen.

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