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Pouch Reset oder Brain Reset?

In der letzten Zeit findet man immer mehr Fragen und auch Hinweise zum Thema „Pouch Reset“.
Ziel ist es, innerhalb eine bestimmten Phase die Essensmengen zu verringern, die nach einem Schlauchmagen oder Magenbypass-OP häufig erreicht werden können.

Die Empfehlung ist in der Regel, dass man einen Kostaufbau – beginnend mit einer Suppen-/Flüssigphase – machen soll.

Ist dies nun der Weg, der für uns bei einer Wiederzunahme gangbar ist?

Prinzipiell bin ich der Meinung, dass es für jeden die richtige Therapie gibt.
Aber wir haben uns operieren lassen, damit wir uns nicht mehr mit Diäten quälen und frustrieren müssen.

Gerade bei Operierten stellt sich die Frage nach der Ursache nach der Wiederzunahme.

Das Thema „OP Versager“ habe ich vor längerer Zeit schon einmal thematisiert.

Was die Thematik „Pouch Reset“ betrifft, so zielt es doch einzig und allein auf das Essen ab. Man hat das Gefühl, dass mit aller Gewalt die Mengen reduziert werden sollen.

Dummerweise vergisst man hier wieder einerseits die Ursachenforschung und andererseits unsere Verhaltensweisen, in die wir manchmal wieder rutschen.

Fakt ist, je länger wir operiert sind, desto größer werden die Portionen. Und eine Wiederzunahme von 10-15% des Ausgangsgewichtes sind statistisch gesehen normal.
Natürlich ist das Mist. Ich selbst habe auch wieder zugelegt und bin nicht wirklich glücklich damit. Wenn ich meinem Frust darüber freien Lauf lasse, dann falle ich noch mehr in alte Verhaltensweisen zurück. Nämlich das Frustessen.

Vielleicht hat das „mehr an Essen“ auch etwas mit Achtsamkeit zu tun?

Neigen wir mit der Zeit nicht dazu:

  •  schneller zu Essen?
  • den Teller zu voll zu machen?
  • uns beim Essen ablenken zu lassen (Smartphone, Fernseher usw.)?
  • Lebensmittel zu verarbeiten, die das Gewicht negativ beeinflussen?
  • Lebensmittel zu uns zu nehmen, die nur kurze Zeit ein Sättigungsgefühl geben?
  • Richtung Fast Food rutschen?
  • unsere sportlichen Aktivitäten herunterzufahren?
    Ich finde immer einen Grund etwas nicht zu tun

Wie wir wissen, hat schnelles und unachtsames Essen den Nachteil, dass wir nicht merken wenn wir satt sind.
Verlernen wir mit der Zeit die Signale unseres Körpers zu beachten? Vielleicht erinnert sich einige noch an die Zeit vor OP. Wann habe ich gegessen? Und was kann ich tun, dass ich zu Beispiel nicht aus Stress, Frust, Langeweile oder sonstwas esse?

Brauchen wir also vielleicht nicht eher ein „Brain Reset“ also ein Umdenken im Kopf?
Nur weil ich, anders als früher, nicht beim ersten Stück Schokolade ein Dumping bekommen habe, heisst es nicht, dass ich testen muss, wann es jetzt soweit ist. Und trotzdem esse ich mehr an Schokolade. Und wie früher habe ich anschließend ein schlechtes Gewissen.

Ausser ich bin ein „Dumping-Junkie“.

Also Ihr Lieben, was ich Euch eigentlich damit sagen will.

Bevor Ihr zu einer Crash Diät greift, versucht Doch erst mal zu schauen wie Euer Essverhalten ist. Könnt Ihr Eure Mahlzeiten umstellen oder vielleicht sogar – durch mehr Achtsamkeit beim Essen – verringern?
Versucht zu Erkunden, wie sich Euer Hungergefühlt äussert. Hört auf Euren Körper. Er sagt Euch schon was er wann und in welcher Menge braucht.

Es ist auch keine Schande bei einer Ernährungsfachkraft vorbeizuschauen und zu sagen, dass man Hilfe braucht und vielleicht die Zeichen des Körpers nicht richtig deuten kann.

Und wenn die Zunahme trotz aller Bemühungen nicht funktioniert, lasst Euren Schlauchmagen oder Bypass untersuchen. Nicht zu selten gibt es ja dann doch eine anatomische Ursache.

Bitte vergesst nicht. Die Adipositas ist eine chronische Erkrankung, der chirurgische Eingriff ist lediglich ein Teil der Langzeittherapie, die Euch wahrscheinlich Euer Leben lang begleitet. Diese Langzeittherapie beinhaltet im Übrigen auch die korrekte Supplementierung und Nachsorge.

Also .. nicht den Kopf in den Sand stecken und das Problem offensiv angehen

 

In diesem Sinne .. achtet auf Euch und hört auf Euren Körper …

Micha

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4 Kommentare

  1. Roland Denner Roland Denner 23. August 2019

    Sehr gut erklärt,
    Ich bin der gleichen Meinung SHG Leiter Erlangen

  2. Flüs Flüs 23. August 2019

    Michael. Danke für deinen wunderschönen zum Nachdenken anregenden Artikel

  3. Heike Meißner Heike Meißner 23. August 2019

    Das macht einen schon nachdenklich, das Reset Verfahren ist ja tatsächlich nichts anderes als eine Art Diät aus der wir ja alle raus wollten.
    Was aber nicht heißt, das wir ein Leben lang, wie andere schlanke Menschen es auch tun, zumindest was die meisten betrifft, auf unsere Ernährung achten sollten oder müssen.
    Das, was wir vor der OP praktiziert haben ist nachher immer noch im Kopf, es bedeutet ein Umdenken im System und die Chance nutzen die uns die OP bereitet. Und das tatsächlich ein Leben lang.
    Wichtig ist tatsächlich auch auf seinen Körper zu hören, selbst wenn Fast Food mal auf dem Plan steht, gibt der Magen auf jeden Fall laut wenn es ihm zu voll wird, und dieses Zeichen ist uns mit der OP gegeben worden. Dieses Zeichen haben wir verloren in all den Jahren und deswegen finde ich auch, hört auf euren Körper und eure Seele und achtet auf euch.
    Danke für den Beitrag.

  4. Susanne Susanne 24. August 2019

    Wahre und tolle Worte, Michael. Du bringst es nämlich auf den Punkt. Zurückfallen in alte Verhaltensmuster. Einfach mal wieder darüber nachdenken, warum es so ist, wie es gerade läuft, warum lässt man sich vom Stress oder Frust „auffressen“? Und ich finde, es ist keine Schande, sich dann von Fachleuten helfen zu lassen, die den neutralen Blick von außen haben, um sich wieder auf Spur zu bringen. 😉

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