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e-Health Apps für Adipöse ….

Vor einigen Monaten fand ich im Internet einen Hinweis auf die e-Health Innovation Days der Hochschule Flensburg. Irgendwo im Text las ich den Hinweis, dass Selbsthilfevereine und Gruppen sich dort gerne mit einem Informationsstand präsentieren können.

Spontan habe ich das Formular ausgefüllt und habe nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet. Wie so oft geschah das Unerwartete und wir erhielten als Verein die Zusage dass wir teilnehmen dürfen. Zeitgleich die Frage ob wir nicht eine kleine Präsentation zum Thema „e-Health – Bedürfnisse und Wünsche der Patienten“ machen wollen.

Klar .. kein Problem, dachte ich. Bis einigermaßen klar war, dass das Ganze in Englisch stattfinden soll. Aber auch das ist ja machbar. In Vorbereitung darauf habe ich mein Smartphone geschnappt und nach Apps gesucht, die für uns Betroffene hilfreich sind. Da kam ich als Windowsphone – Nutzer aber ganz schnell an meine Grenzen. Ich liebe mein Windowsphone und bin vollkommen zufrieden damit. Aber die App Auswahl ist eben … ähhm … bescheiden.

Nun gab es zu dem Zeitpunkt in unserem Haushalt nur Windowsphones. Also habe ich mir spontan ein Android Dingens für kleines Geld geholt. Das war hart 😉

Bis das Teil geliefert wurde habe ich mir Gedanken gemacht, was man als Betroffene(r) denn so bräuchte bzw. wie mich eine Anwendung unterstützen könnte. Im Wesentlichen waren dies für die

Konservative Therapie

  • Persönliche Daten / Notfalldaten
  • Begleiterkrankungen
  • Medikamentierung
  • BMI Rechner und BMI Verlauf
  • Erfassung BIA Messungen
  • Behandelnde Ärzte, Therapeuten usw.
  • Terminverwaltung mit Reminder
  • Ernährungstagebuch (Anbindung an FDDB o.ä.)
  • Bewegungstagebuch
  • Auswertungs- bzw. Druckfunktion

Zusätzlich für adipositaschirurgische Maßnahmen

  • OP Methode / Termin
  • Klinik mit Notfallnummer
  • Erfassung Blutwerte bei Nachsorge (alle Blutwerte)
  • weitere Behandlungen und Verlauf
  • ….

Im Laufe der Überlegungen fielen mir immer noch mehr Dinge ein, die eine solche Anwendung leisten könnte und ich bin sicher einigen von Euch fällt noch mehr ein. Schnell wurde mir aber klar, dass dies alles mit einer reinen App für Samrtphones wenig Sinn macht und eigentlich eine komplette Anwendung Sinn machen würde, wo ich Auswertungen am Laptop oder Rechner erstellen und ausdrucken kann um dies den behandelnden Ärzten und Therapeuten übergeben kann. Oder eben diesen einen direkten Zugriff auf diese Daten geben kann.
Zu den Problematiken hierzu später mehr.

Ich habe also nun dieses „tolle“ Android Smartphone und beginne im PlayStore zu suchen. Hier wird man ja zugesch(m)issen mit Abnehm- und Diätapps. Die Masse davon uralt, kaum gepflegt und inhaltlich so wertvoll wie manche Facebookgruppe. Vom Prinzip her hab ich die Angebote im AppStore mal in folgende Kategorien unterteilt

  • BMI Rechner
  • Diät und Kalorienzähler
  • Fitnessapps und Tracker
  • Spezielle Kochbücher

Viele haben ja schon Fitnesstracker am Handgelenk und nutzen diese auch regelmäßig. Die Kalorienverbrauchsrechner erschließen sich mir nicht, da beim Verbrennen der Energie soviele Faktoren reinspielen, dass man dies nur auf Grund der Größe, des Alters und so weiter gar nicht berechnen kann. BIA Messungen sind hier eigentlich ein wichtiger Bestandteil um da etwas genaueres zu erkennen.

Ich habe die Suche dann nach 2-3 Stunden abgebrochen, da ich nichts gefunden habe was mich insgesamt wirklich überzeugt hat. Auch bin ich im Google PlayStore immer einer wenig unsicher, welche Zugriffe ich da nun wirklich freigebe, wer die Daten einsehen kann und was damit passiert.

Dann fand ich allerdings eine App die einen guten Ansatz verfolgt. Sie kommt natürlich nicht aus Deutschland 😉

Es handelt ich hierbei um AGRUNDO von ClinicAdvisor von der Groeben aus Zürich. Hier sind die Ansätze schonmal sehr gut, auch wenn mir viele Funktionen fehlen. Neben einem BMI-/ Gewichtsverlauf bietet die App auch eine Medikamentenliste sowie Notfallnummerns der Klinik. Die App ist speziell auf Betroffene ausgelegt, die sich einer Magenoperation unterzogen haben.

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Zum Zeitpunkt meines Tests musste ich noch für die App bezahlen. Mittlerweile ist sie kostenfrei. Als BezahlApp hätte ich jetzt „lohnt sich nicht“ gesagt. Hierfür fehlen einfach zuviele Funktionen. Gerade eine App die auf Adipositaschirurgie ausgelegt ist darf aus Patientensicht etwas mehr bringen. Wie schon erwähnt sind Blutwerte sehr wichtig. Und hier das volle Programm. Auch war es etwas schwierig im nachinein einen Gewichtsverlauf zu dokumentieren. Gut ist, dass man aus der App heraus der Klinik direkt eine Mail schicken oder anrufen kann.

Trotz allem ist es für den Ein oder Anderen sicherlich hilfreich. Ein Gesamtpaket wo man geballt alle Informationen sammeln kann fehlt allerdings gänzlich.

In Flensburg konnte ich mich mit Entwicklern von E-Health Anwendungen unterhalten. Auch interessante Start-Ups waren dabei und die waren alle interessiert an den Wünschen die ich so geäußert habe. Schnell wurde aber klar, dass das Ganze an den Entwicklungskosten scheitern würde. Diese wären vielleicht noch zu schultern … der Unterhalt des Betriebes ist dann ein Kostenfaktor der nicht zu unterschätzen ist. Von der Datensicherheit ganz abgesehen.

Die erste Frage war immer, was es den Betroffenen denn wert wäre solch eine Anwendung nutzen zu können. Die Frage konnte und wollte ich nicht beantworten. Letztendlich sehe ich nur eine Chance solch ein Projekt umzusetzen, wenn man die Behandler, die Kassen und die öffentliche Hand mit ins Boot holt. Aber auch hier werden dann die Interessenskonflikte der Beteiligten aufeinandertreffen.

Auf alle Fälle habe ich in Flensburg gesehen was in diesem Bereich alles möglich ist. Gerade in Norwegen und in Estland ist man uns da Jahre voraus. In Norwegen gibt es ein Telemedzin Projekt für Diabetiker. Das ist so der Hammer. Hier wird der Patient komplett überwacht, seine Daten kann er seinem Arzt und den Enährungstherapeuten freigeben, kann über die App auch direkt eine Verbindung zu dem jeweiligen Behandler herstellen. Entweder mit Messenger oder mittels Video Konferenz. Sollten bestimmte Wert einen Grenzwert überschritten wird der Patient direkt kontaktiert. Federführend ist hierbei eine Universität die die Diabetiker Selbsthilfe mit eingebunden hat. Finanziert wird dies durch die öffentliche Hand. Ich fragte den Prof ob er mir das System mal eben auf meinen USB Stick kopieren könne … ok … herzhaftes Lachen war wohl die passende Antwort.

Mein Fazit dieses ellenlangen Beitrages

Es gibt nichts passendes was uns und unsere behandelnden Ärzte das Leben erleichert. Es gibt allerdings einen guten Ansatz der weiterverfolgt werden sollte. Und wenn sich jemand findet der mal eben einen sechstelligen Betrag spenden möchte um die Entwicklung einer solchen Rund-um-Lösung zu finanzieren, darf er sich gerne melden 😉

Und bei der Hochschule Flensburg darf ich mich recht herzlich für die Einladung bedanken.

 

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Ein Kommentar

  1. Matthias Matthias 7. Februar 2017

    Den Ansatz einer solchen App finde ich sehr gut. Müsste man die Blutwerte dann selber eingeben oder werden die dann in der Theorie mit der Datenbank von den Ärzten synchronisiert?

    Ich selber verwende die App: FatSecret , welche man auch auf dem Desktop, als auch auf der Webseite verwenden kann. Hier würde ich aber den Kalorienbedarf selber Schritt für Schritt anpassen.

    Ich kann damit alle Lebensmittel protokollieren und auch mein Gewicht.

    Dies hilft mir bei der Abnahme, alle Kalorien zu zählen.

    Einen Bewegunstagebuch könnte man auch führen.

    Ich finde die Zukunft mit den ganzen Apps sehr spannend. Vielen Dank für den tollen Bericht.

    Gruß Matthias

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