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Der bayrische Umgang mit der Adipositaschirurgie

Eigentlich war ich immer der Meinung, dass die Sache mit den Antragsverfahren langsam routiniert von den Kassen und medizinischen Diensten abgearbeitet wird. Ab und an gibt es noch ein paar Ausreisser, die man allerdings mit Argumenten und etwas Briefe schreiben in die Spur bringen konnte. Ein anständige konservative und leitlienengerchte Therapie als Voraussetzung ist schon fast ein Garant für eine Kostenübernahme. In bestimmten Regionen klappt das schon ohne Antrag auf Kostenübernahme. Quasi per Einweisung.

Lediglich die Anträge auf Wiederherstellungen nach extremer Gewichtsabnahme werden in den meisten Fällen abgelehnt. Ist ja auch egal ob der Bauch auf den Oberschenkeln hängt oder die Brust den Bauchnabel bedeckt. Selbst Liposuktionen werden regelmäßig abgelehnt. Aber das ist ein anderes Thema.

Bei der Anträgen auf Kostenübernahme eines Schlauchmagens, eines Magenbypasses  oder eines sonstigen bariatrischen Eingriffes gibt es ein kleines gallisches Dorf … ähhm .. ein Bundesland wo die Kassen und die medizinischen Dienste gut 15-20 Jahre der Zeit hinterher sind.

In Bayern wird die Mehrzahl der Anträge auf Kostenübernahme abgelehnt obwohl die Voraussetzungen gem. den gültigen S3 Leitlinien erfüllt sind. Warum? Frau Stefani Meyer-Maricevic, Pressesprecherin der Barmer GEK drückt es so aus

„Hier handelt es sich um eine schwere Operation, die das Leben der Menschen nachhaltig verändert. Wir sprechen davon, dass ein gesundes Organ verstümmelt wird und wir sprechen davon, dass Menschen, die diese Operation machen lassen, lebenslang Medikamente nehmen müssen.“ (Quelle: Bayrischer Rundfunk)

Liebe Frau Meyer-Maricevic, ich hoffe ich bin nicht der erste der das so deutlich sagt:

  • Die Betroffenen wissen in der Regel worauf sie sich einlassen
    Wir sind Dick aber nicht doof
  • Welches gesunde Organ? Dieses Organ, welches bei vielen Betroffene zuviele Hormone, wie z.B. Ghrelin, produzieren und diese deshalb kein Sättigungsgefühl verspüren?
  • Was ist mit den Folgeerkrankungen, wie z.B. Diabetes mellitus., Bluthochdruck, Schlafapnoe usw. Ach ja .. da muss man nur abnehmen, dann sind die Risiken weg. Also liebe Leute mit 70, 80, 90 kg Übergewicht. Nehmt das mal eben schnell ab.
  • Wir operierte müssen Medikamente nehmen? Hallo? Welche denn? Wir nehmen Vitamine! Sie kennen den Unterschied?
    Und die zahlen wir alle selbst. Ebenso wie das Eiweiß.

Sind Sie wirklich so weltfremd, dass Sie die Leute lieber an den Folgen der Krankheit „Adipositas“ frühzeitig versterben lassen? Könnte das nicht schon in den Bereich der unterlassenen Hilfeleistung führen? Der Fall des Benjamin E. ist Ihnen doch sicherlich bekannt.

Ich frage mich, ob es denn keine Instanz gibt, die den medizinischen Diensten und den Kassen mal eine dienstliche Anweisung gibt, dass Leitlinien und Begutachtungsleitfäden da sind um die Entscheidungsfindung zu erleichtern und nicht dass man diese ignoriert. Im Begutachtungsleitfaden gibt es sogar eine Matrix mit „JA“ und „NEIN“ .. quasi „Entscheidungsfindung für Dummys“. Der ist allerdings so alt, dass er zwingend überarbeitet und präzisiert werden sollte.

Ich bin fest der Meinung, dass dies System hat und nicht zum Wohl des Kranken dient. Auch hier könnte man nun das SGB zitieren. Das machen allerdings schon andere.

Vielleicht sollten Betroffene untereinander Patenschaften schließen. Patenschaften?
Ganz einfach. Jeder bayrische Betroffene, der die Voraussetzungen gem. den Leitlinien erfüllt, sucht sich einen Paten in einem anderen Bundesland. Zum Beispiel Südhessen oder NRW. Bei dem Paten meldet sich der bayrische Betroffene nun mit erstem Wohnsitz an und stellt dort seinen Antrag auf Kostenübernahme. Spätestens nach ein paar Wochen, kann er seinen Wohnsitz offiziell wieder zurückverlegen, da die Kostenübernahme nicht länger dauert.

Leider gibt es keine Musterklageverfahren, sonst wäre das schon längst geschehen.

Ihr merkt, ich kann mich auch mal aufregen. Aber wenn ich das verfolge, dann kommt mir die Galle hoch, Also würde sie wenn es ginge 😉

Liebe Bayern … wir sind bei Euch und können Euch nur zum Kämpfen raten. An die Kassen und MDKs: Schämt Euch, wechselt mal gedanklich in die aktuelle Zeit und bildet Euch in der Thematik fort. Ihr habt hervorragende Ärzte in Bayern, die wirklich Ahnung haben und Kapazitäten auf dem Gebiet sind. Wissen schadet nur dem, der es nicht hat!

Und wenn ihr es dann immer noch nicht wahrhaben wollt, erkläre ich es gerne in einfachen Worten, damit es auch der letzte versteht.

Im übrigen habe ich den Beitrag bewußt langsam geschrieben, damit diejenigen die nicht so schnell sind auch mitkommen.

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Ein Kommentar

  1. Anja Sims Anja Sims 26. Mai 2016

    Lieber Michael,

    DANKE! Bewegende und voll verständliche Worte!
    Ich bin schokiert über diese mittalterliche Denkweise!
    An manchen Tagen möchte man diese Menschen die so etwas äußern einfach nur schütteln!
    Du und deine Frau leisten tolle Arbeit!
    MACHT WEITER SO!!
    LG Anja

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