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Den Patienten an die Hand nehmen ….

… ein Versuch der Patientenbindung durch Adipositaszentren.

Schon lange liegt mir das Thema am Herzen. Worum geht es hierbei? Und wieder ein kleiner Blick in die Vergangenheit.

„Früher“ wenn ein stark Übergewichtiger sich mit der Thematik „Magen-OP“ beschäftigte, suchte er / sie im Internet und landete in einem speziellen Forum oder bei einer Selbsthilfegruppe. Kliniken, die sich mit der Thematik beschäftigten waren noch selten und die Patienten mussten sich wirklich noch selbst kümmern.

„Heute“ melden sich die Patienten in einer Klinik, bekommen ein Erstgespräch und gleichzeitig einen Laufzettel. Auf dem steht alles was sie machen müssen um den Antrag genehmigt zu bekommen. Im „Idealfall“ sind alle Stationen, wie Ernährungstherapie, Psychologe und Sport, im gleichen Haus. Und Termine werden auch schon festgelegt.

Somit hat der Betroffene ein Rund-um-Sorglospaket und muss sich um nichts mehr kümmern. Und muss sich irgendwie auch gar nicht mehr richtig damit auseinandersetzen, was er alles und wieso tun muss. Selbst der Sinn der konservativen Therapie vor Antragsstellung wird oftmals nur als „Voraussetzung“ dargestellt. Und nicht mit dem eigentlichen Zweck begründet. Einer Prüfung ob der Betroffene nicht auch so abnehmen kann.

Ja, ich weiss .. alle haben schon zig Diäten gemacht. Aber, wer von allen hat denn schonmal so ein konzentriertes Programm unter medizinischer Aufsicht gemacht? Ich möchte fast behaupten, dass der Prozentsatz sehr gering ist.

Es wird wie bescheuert auf den Antragstermin „hingearbeitet“, alles dreht sich ab dem Tag des Erstgespräches nur darum schnellstmöglich den Antrag zu stellen. Es wird gefragt, was an dem Psychologen sagen darf und was nicht, wie man mit den Ernährungstherapeuten umgehen soll, ob man da ehrlich sein soll oder wie man am einfachsten Sport nachweist.

Wenn ich meine Meinung dazu äußere werde ich immer blöd angeschaut. Keiner fragt wieso ich das sage.
Viele wollen gar nicht wissen welche Konsequenzen die OP hat. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich mich mit Langzeitfolgen damals auch nicht auseinandergesetzt habe. Leider …

Es ist nicht immer so einfach wie es verkauft wird. Ich möchte den Ärzten nicht zu nahe treten. Sie haben täglich mit Patienten nach OP zu tun. Aber sie müssen sich nicht mit aktiv mit dem täglichen Post-OP Leben herumschlagen. Vielleicht sollte man ihnen sagen, dass viele Patienten nicht alles erzählen und sich nicht trauen was zu fragen. Gerade das Schamgefühl wenn man 3-4 Jahre nach OP wieder zulegt ist bei vielen groß. Manche nehmen selbst mit Magenbypass nach kurzer Zeit wieder zu. Oder fallen in Mangelerscheinung, weil sie nicht richtig aufgeklärt werden.

Also zurück zum Thema. Mittlerweile ist die Dichte an Adipositaszentren regional schon recht hoch. Auch wenn es keiner zugibt, so gibt es doch einen gewissen Konkurrenzkampf zwischen den Kliniken. Adipositaschirurgie war bisher ein gutes Geschäft für die Kliniken. Den behandelnden Ärzten möchte ich dabei ihre guten Absichten gar nicht absprechen. Es ist ja auch toll wenn man Patienten glücklich machen kann. (Das war jetzt nicht ironisch).

Aber hilft man letztendlich mit diesem „Rundum-Sorglos-Paket“ den Patienten? Ich glaube „NEIN“. Warum? Es wird alles vorgekaut und man muss sich fast um nichts mehr kümmern. Nur noch an die Termine denken. Das ist manchmal schon schwierig. Teilweise wird den Patienten gesagt, dass sie ja nicht mehr als 10% abnehmen dürfen, da die OP sonst nicht genehmigt wird. Gerade letzteres halte ich für fahrlässig.

Jeder der es schafft ohne OP während dieser knapp 7 Monate mehr als 10 % abzunehmen sollte sich als Sieger fühlen. Ich spreche nicht von den Leuten mit einem Mords-BMI mit Begleiterkrankungen. Man muss das differenziert sehen. Hier geht es mir um die Leute mit einem grenzwertigen BMI am unteren Level.

Trotz allem müssen die Patienten wieder mehr in die Pflicht genommen werden, damit mehr Eigeninitiative aufkommt und man sich selbst noch mehr mit der Thematik beschäftigt. Damit meine ich nicht die vielen Facebook Gruppen wo jeden Tag immer die gleichen Fragen auftreten und die man am nächsten Tag nicht mehr findet.

Man ist ja teilweise zu faul sich in einem der Foren anzumelden,wo Informationen sauber recherchiert und thematisch geordnet vorhanden sind.

Auf alle Fälle werden viele Leute durch die Vorbereitungszeit geschleust und wundern sich dann welche Veränderungen eine OP nach sich zieht. Und wieder wird in einer der tollen Facebook Gruppen gefragt und wieder kommen Antworten die nichtssagend odert schlichtweg falsch sind.

Einige schaffen es dann noch in die Selbsthilfegruppe, die Gruppe beginnt bei Adam und Eva und versucht die Leute aufzufangen.

Alle reden immer von Compliance. Also von der Bereitschaft der Patienten aktiv mitzuwirken. Diese wäre soooooo wichtig. Gleichzeit wird dies mit den Programmen ein stückweit unterbunden, weil der Mensch von Natur aus immer den einfachsten Weg geht. „Aktives Mitwirken“ heisst nicht, dass man es gerade schafft an die Termine zu denken. 😉

Ich kann allen nur empfehlen: Geht in Selbsthilfegruppen, meldet Euch in Foren an (nicht Facebook), lest dort und stellt Eure Fragen. Es geht um Eure Zukunft und vor allem um die Zeit nach OP. Und vielleicht sollten manche Kliniken überlegen ob dieses extreme „An die Hand nehmen“ nicht eher schädlich ist.

Abschließend stellt sich mir noch die Frage, weshalb in vielen Regionen die konservativen Programme so schwach vertreten sind. Hier sollte man sich ein Beispiel an den Adipositaszentren nehmen. Die perfektionieren aktuell die Thematik „Patientenbindung“, da es auch hier oftmals nur um Geld geht und man sich als Behandler oft nicht vorstellen kann, welche Folgen dieser „Service“ für die Patienten haben kann.

Ach ja …. Patienten vor OP finden meine Meinung hierzu oftmals Mist .. ein paar Monate nach OP stimmt man mir zu … alles seltsam

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