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Selbsthilfe und die Industrie

Wie der Titel es schon sagt, möchte ich mich heute mal dem Thema widmen. Eigentlich wollte ich was zu der „Finanzierung Selbsthilfe“ schreiben. Das habe ich erstmal nach hinten verlegt. Kommt aber noch 😉

Jeder der schon einmal einen Förderantrag gestellt hat, kennt vielleicht die „Erklärung zur Wahrung von Neutralität und Unabhängigkeit …“.

Diese besagt, dass man sich von Wirtschaftsunternehmen nicht abhängig machen und keine Werbung für Produkte usw. machen darf. Den genauen Wortlaut findet Ihr hier.

Wie ist das nun mit dieser „Abhängigkeit“ und ist man tatsächlich noch neutral, wenn man aus der Industrie gesponsort wird? Ich stehe dieser Sache immer etwas gespalten gegenüber.

Gehen wir das ganze doch mal etwas kleiner an. Die Selbsthilfegruppe bekommt das Angebot mal ein bestimmtes Eiweiß zu testen. Die Probepackungen bekommt die SHG kostenfrei und ein Vertreter des Herstellers oder der Verkäufers kommt vorbei und erklärt sein Produkt. Vor allem warum es besser ist als andere Produkte. Die SHG Teilnehmer erhalten vielleicht Rabatte oder die SHG bekommt von dem Unternehmen zur Unterstützung ein Geschenk.

Ist die Neutralität damit noch gewahrt? Oder ist man dazu verleitet diesen Hersteller zu empfehlen? Wer kann schon sagen, ob dies nicht auch unterschwellig passiert?

Ganz klar. Selbsthilfegruppen sind für die Industrie immer interessant. Die SHGen bieten den Herstellern quasi Kunden auf einem Fleck. Ich weiß gar nicht wieviele Anfragen wir schon hatten, wo jemand irgendwelche Wundermittel präsentieren wollte. Wir blocken diese Dinge zum größten Teil immer ab und informieren uns erstmal über das, was da präsentiert werden soll. Und ja .. auch wir haben Kontakt zu bestimmten Unternehmen.

Wenn ich gefragt werde welches Produkt ich empfehle, nenne ich immer mehrer Produkte. Und als Betroffener nenne ich dann auch das Produkt welches für mich das Beste ist.

Es ist immer ein schmaler Grat, denn als SHG Leitung genießt man oft schon ein besonderes Vertrauen und wenn man will, dann kann darin auch eine Einflußnahme deuten.

Fakt ist, wenn Industrie mir anbietet mich in meiner Arbeit zu unterstützen, freue ich mich. Wie die Unterstützung dann aussieht ist immer eine andere Frage. Fakt ist aber auch, dass ich immer darauf achte, ob eine Gegenleistung erwartet wird (das gibt es nicht!) und ich keinem nachrenne, wenn er meint ich müsste Anträge auf Unterstützung zig mal umformulieren. Wenn ich bürokratischen Irrsinn möchte, stelle ich einen Antrag auf Gemeinschaftsförderung.

Die allumfassende Frage ist allerdings nicht geklärt. Können – gerade kleinere – Selbsthilfeverbände, die in der über mehrere Bundesländer aktiv sind – ohne Unterstützung aus der Industrie umfassende und anständige Arbeit leisten?

Ich sage „Nein“ … auch wenn wir alle Ehrenamtlich tätig sind, so muss es zumindest gewährleistet sein, dass der Ehrenamtliche seine Auslagen ersetzt bekommt und der Verein seine satzungsgemäßen Aufgaben wahrnehmen kann.

Trotz allem kann man immer noch Neutral und Unabhängig sein. Denn – um es mal ein wenig provokativ und selbstbewußt auszudrücken: Die Selbsthilfeverbände und Gruppen haben den Zugang zu den Kunden der Industrie.
Auch wenn es niemand gerne zugibt und viele wahrscheinlich öffentlich widersprechen werden 😉

Für SHG Leitungen unter Euch mein Tipp bzw. meine Bitte: Lasst Euch nicht zu sehr vor den Karren spannen. Nicht immer wird man nur unterstützt, weil man es gut mit Euch meint. Auch wenn es hart klingt.

 

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