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Ich muss mehr Sport machen …

… dachte ich die letzten Tage immer öfters. Warum?

Entspann Dich mal

Höre ich immer öfters.

Na ja, einerseits bin ich nun über 6 Jahre Post-OP und ich bin sehr geschickt darin vielfältige Gründe zu finden, dass ich nicht zum Sport kann. Da bin ich echt gut drin. Gepaart mit dem Rückfall in alte Verhaltensweisen was das Essen angeht, habe ich natürlich wieder zugelegt. Gewichtsmäßig natürlich. Und das nervt.

Im übrigen sind dann da wieder Überlegungen was ich mit den Klamotten anfangen soll, die an bestimmten Zonen etwas – wie soll ich sagen – „figurbetont“ anliegen. Ach .. die werden schon mal wieder passen. Das kennen wir ja schon 😉 Und eigentlich könnt ich ja auch mal zur Ernährungtherapeutin gehen .. aber da hab ich immer noch bessere Ausreden als beim Sport. (Gruss an Susanne Hagedorn)

Andererseits soll man ja, wenn man ab und an mal Sport macht, etwas entspannter sein. Ihr wisst ja .. das Ding mit den Glückshormonen und so. Ausserdem regt Sport ja den Stoffwechsel an und durch die Kombi mit Eiweiss (das nehme ich weil es so schön einfach ist), klappt es ja mit dem Gewicht halten eher. Oder sogar mit der Abnahme.

Für mich wäre der Punkt des „Entspannter sein“ aktuell etwas wichtiger. Ich merke, dass ich bei dem kleinsten Mist schon etwas eher an die Decke gehe.

Ein paar Beispiele? Ok …

Da gibt es eine Facebook Gruppe, da kann jeder seine „Probleme“ im Bezug auf bariatrische OP posten es wird ungefiltert viel Mist und Unwissenheit verteilt. Hier nun ein Beispiel wo mir fast die Hutschnur geplatzt ist

„FitForMe hat deshalb für die verschiedenen Operationen spezielle Nahrungsergänzungsmittel entwickelt. “ Oh man..so ein Quatsch entweder man hat irgendwo einen Mangel oder nicht und da ist jeder unterschiedlich. Die normalen Mangelerscheinungen kann man mit ganz normalen präparaten behandeln die warscheinlich 1 / 10 von den Kosten. Das ist wieder nur etwas um euch das Geld aus der Tasche zu ziehen es reichen auch die stink normalen Vitaminpräparate / Tabletten / Brausetabletten aus dem Supermarkt oder der Drogerie. Medizinisch sind die „speziellen Produkte“ absoluter schwachsinn weil man was man nimmt sowieso speziell an den Mangel anpassen muss, das eine wird post-op besser aufgenommen das andere schlechter und das kann ganz unterschiedlich sein. Es muss immer individuell geschaut werden ob und wo ein Mangel vorliegt und deswegen halte ich sowas für schwachsinn

Im Laufe der Diskussion habe ich mich dann dazu durchgerungen näher auf das Thema einzugehen. Dummerweise verschwinden in den FB Gruppen ja Antworten nach gut 5 Minuten im Nirvana und können nicht mehr gefunden werden. Meine Antwort war dann auch etwas länger und ich vermute es hatte keiner Lust sich damit zu befassen

aber jetzt muss ich nochmal fragen .. wenn schon jemand mit fundiertem Fachwissen da ist … mal abgesehen von der Erfahrung, dass viele in einen Mangel fallen, die Änderung des Stoffwechsels, der sich durch den Eingriff ändert und so richtig keiner weiss warum das so ist und eine Untersuchung mit ergeben haben, dass bei 137 untersuchten Betroffenen die Standard Vitamine genommen haben, 59% nach dem ersten Jahr und 98% nach 2 Jahren im Mangel waren (Retro-Prospektive Studie
Gatseyger et al. Am J Clin Nutri 2008; 87:1128-33
Veröffentlicht im “American Journal of Clinical Nutrition”)

Viele Vitamine und Mineralien werden im Duodenum und Jejunum aufgenommen … wenn die aber nun irgendwieweg sind. Wo nimmt der Körper das Zeugs denn auf und in welcher Menge? Ich sag es dir .. weiter unten im Dünndarm rutscht etwas durch die Darmwand und versickert bei den kleinen Dosen. Kann der Körper denn Karbonate so ohne Probleme aufnehmen oder muss er denn nicht eher Citrate haben, die dann gewandelt werden können? Ich kann Vitamine einfach herstellen oder mit einer hohen Bioverfügbarkeit.

Bestimmte Standardvitamine benötigen anständige Magensäure um aufgespalten zu werden. Diese ist nach einem bariatrischen EIngriff allerdings weniger als normal.
Beispiel:
Magensäure ist notwendig, um Vitamin B12 aus der Nahrung zu holen.
Der Intrinsischer Faktor wird benötigt, um den Großteil des Vitamins B12 zu absorbieren.
Hast diesen nicht, werden nur1-3 % werden absorbiert. Standardpräparate haben diesen nicht.

Pflanzliches Eisen (Fe3+) muss erst umgesetzt werden in Fe2+ und benötigt hierfür Magensäure
Vorzugsweise aufgenommen im Duodenum
Fumarate sind in organischem Eisen, welche neben der guten Verträglichkeit von Magen und Darm
Teure Präparate beinhalten in der Regel schon Fe²+ und kann direkt absorbiert werden …

Noch mehr? Sorry .. aber die Standardbiochemie kannst mehr oder weniger vergessen, da man viele Mechanismen, die nach einem bariatrischen Eingriff passieren, nicht versteht. Selbst die Kanadier (z.B. Dr. Sharma) oder Schweden, die der Entwicklung weit voraus sind, wissen das nicht.

Die Präparate, die Deiner Meinung nach nur Geldmacherei sind, werden auf Grundlage der Empfehlungen der ASMBS (asmbs.org) hergestellt. Aber vielleicht sind die ja auch von den Firmen gekauft und beeinflusst.

Ich finde es gefährlich den Leuten einzureden, dass sie keine anständige Supplemente benötiegn.
Ich kenne genügend Leute die im Mangel sind. Nicht 1 Jahr nach OP, sondern mehrere Jahre nach OP. Und denen geht es teilweise echt dreckig. Und die Malabsorption ist nicht zu unterschätzen .. UND .. die Kalorienanzahl hat doch wirklcih nichts mit dem zu tun was ich über die Nahrung aufnehmen.

Sorry, wenn es so umfangreich wurde .. war nicht beabsichtigt und ich wollte niemand langweilen .. und nein .. ich hab in meiner Freizeit fast nix besseres zu tun

Da geht mir der A*** hoch, ehrlich. Da platze ich fast und den Text habe ich ungefähr 10 mal bearbeitet und irgendwelche sarkastischen und Bemerkungen rausgnommen.

Beim Schreiben geht das ja noch. Ich lese die Texte und korrigiere, damit es „Öffentlichkeitstauglich“ ist.

 

Bei Infoständen ist es schon was anderes. Da steht man den Leuten gegenüber und muss oft die Frage „Ist Adipositas nicht eher eine Charakterschwäche?“ beantworten oder Oecotrophologen (quasi Enährungswissenschaftler) und/ oder Ärzt erzählen, dass Supplementierung mit A-Z Produkten ausreicht.

Und das sind Momente wo ich merke, dass es tief aus dem Restmagen hochkommt, ich meinen Herzschlag schon im Bereich meines Halses spüre und bevor ich drüber nachdenken kann, sprudelt es aus mir heraus. Der Gegenüber merkt dann oft ganz schnell, dass er da wohl einen wunden Punkt getroffen hat oder er denkt ich bin bescheuert und ich schaffe es oft noch im Laufe des Gespräches eine normale Gesprächsbasis zu finden.

Vom Thema S3 Leitlinie Chirurgie der Adipositas und dem Begutachtungsleitfaden des MDK ganz zu schweigen.

Aber mich nervt mein eigenes Verhalten im nachhinhein wirklich und ich suche aktuell Strategien wie ich das besser in den Griff bekomme.

Als erstes fällt mir da der Sport ein .. falls noch jemand gute Ideen hat .. immer her damit.

 

P.S.
Ja, ich weiss .. in der Zeit wo ich den Beitrag geschrieben habe, hätte ich auch etwas Sport machen können 😉

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Ein Kommentar

  1. Birgit Albers Birgit Albers 28. Mai 2017

    Du sprichst mir aus der Seele ……in einigen Punkten…….
    …..wie zum Beispiel sich dabei zu ertappen in alte Verhaltensmuster zurück zu rutschen was das Essen angeht. Es ist ein ewiger Kampf mit sich selbst. Zum Sport gehe ich und – Oh Wunder!- es macht mir sogar Spaß….dass hätte ich vor Jahren niemals von mir gedacht. Mit 53 KG weniger macht Sport Spaß, trotzdem kämpfe ich immer wieder mit mir selbst. Ich denke so nach 2 Stunden im Fitness-Studio ist es doch „erlaubt“ mir was zu gönnen in Punkto Süßigkeiten. Erlaubt ist es….ok…..aber ist es nötig? Muss es sein?

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